Vom 16. bis 20. Oktober 2023 unternahmen die Schülerinnen und Schüler unserer Jahrgangsstufen 9 und 10 eine Gedenkstätten-Bildungsfahrt nach Auschwitz-Birkenau. Ihren eindrucksvollen Erfahrungsbericht zu dieser Fahrt möchten wir an dieser Stelle veröffentlichen:
Eindrücke einer Gedenkstätte – Lagerleben und Kunst Von Emily Dannull
Stammlager und Kunstausstellung von Marian Kolodziej
Mich hat alles sehr berührt und zum Nachdenken gebracht. Als ich die ganzen Haare, Brillen und Koffer sah – habe ich gemerkt, dass das alles so echt ist. Und dass alles passiert ist. Auch die wenigen Bilder der Häftlinge und die Zeichnungen der Kinder haben mich angesprochen und mitgenommen. In das Leid der Kinder und Erwachsenen. Wir kamen in einen Raum mit einem großen Buch, in dem viele Kinder- und Erwachsenennamen standen, teilweise las ich die Namen ganzer Familien. Ich fragte mich: Warum tut man dies Menschen an? Erwachsenen, Kindern, Säuglingen. Trotzdem beeindruckten mich die Bilder im Kloster Harmeze noch mehr. Obwohl ich die Bilder im Kloster sah, fiel mir die Vorstellung dennoch schwer, wie Menschen erschossen und gequält wurden. Von anderen Menschen. Auch nur der Gedanke daran, dass an Kindern medizinische Experimente vorgenommen wurde, war einfach nur gruselig.
Ich finde, jeder Mensch sollte das einmal in seinem Leben gesehen haben, die Geschichten der Menschen dahinter erfahren. Man sollte das alles ernst nehmen, keine Witze darüber machen.
Auschwitz-Birkenau
Heute war ich in einem der größten Konzentrations- und Vernichtungslager der Nationalsozialisten. Es war zuerst kalt und neblig und somit konnte man sich leicht in die Situation der gefangenen Menschen der damaligen Zeit hineinversetzen. Das Eingangstor lag auch im Nebel, der sich später lichtete. Nur die Schienen sah man gleich. Nur Umrisse von Zäunen und Baracken konnte man erkennen. Der Blick vom Hauptwachturm war zu Beginn des Rundgangs nur schwer zu vergleichen mit dem zum Schluss. Da sah man die Größe des Vernichtungslagers und die Ausmaße des Lagers von Birkenau. Anhand eines Lageplans wurde uns die unterschiedlichen Abschnitte des Leidensweges der Menschen gezeigt. In der ersten Baracke fielen mir eng aneinander liegende Toiletten auf, wo die Häftlinge ihre Notdurft, ohne allein sein zu können, verrichten mussten. Diese Toiletten mussten von ihnen auch selbst gereinigt werden. Ohne Klopapier, ohne Waschbecken. Unvorstellbar. Schmutzige Körper, keine Hygiene, keine menschliche Würde.
In der zweiten Baracke wurde uns ein Schlafsaal gezeigt. Die Häftlinge lagen zu fünft nebeneinander in einer „Koje“. Aus dieser wurden sie früh am Morgen herausgezerrt oder herausgeprügelt. Danach mussten sie strammstehen beim Appell, teilweise stundenlang, bei jedem Wetter. Selbst Kranke und Schwache mussten antreten. Hatte man beispielsweise Durchfall, musste man trotzdem stehen, wollte man am Leben bleiben. In den Baracken war es kalt, überall Ungeziefer, auf schlammigem Boden – Krankheiten gehörten zum Alltag dazu. Ein unvorstellbarer Gestank muss in diesen Baracken geherrscht haben. Die meisten Baracken waren aus Holz, andere wiederum aus Backstein, aber niemals isoliert, sondern überall kroch Kälte hindurch. Es muss unerträglich heiß darin gewesen sein. Die „Kojen“ lagen teilweise in 3 „Etagen“ übereinander, in der zweiten Backsteinbaracke – „Todesbaracke“ lagen die Menschen, die auf den Tod warteten. Teilweise sah man an den Wänden deren Zeugnisse des Leids – Männer, Frauen und Kinder.
Schwer vorstellbar auch der Anblick der Überreste von Gaskammern. Das Ende für viele Häftlinge und Gefangene des Lagers. Aber da wo wir langliefen, starben in der Vergangenheit Menschen, ging mir beim Rundgang oft durch den Kopf. Der Nebel zog sich zurück, die Sonne kam heraus und man sah diesen „schönen“ Ort, an dem so grausame Dinge geschahen.
Gedenkplatten und Grabsteine erinnerten mich während des Rundgangs an das unzählige Leid der vielen Menschen, die in Auschwitz-Birkenau ums Leben kamen. Noch immer kann ich mir sehr schwer vorstellen, dass Menschen dort gequält und ermordet wurden.
Fotographie © J. Stallmann